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Projekt zum Nationalsozialismus

Am Mittwoch, den 04.02.09, besuchten die 9. Klassen mit ihren Religions- und GeschichtslehrerInnen (Herr Sigmund, Frau Riemenschneider, Herr Menrath und Herr Claret) die KZ-Gedenkstätte des Außenlagers des KZs Natzweiler-Struthof in Mannheim-Sandhofen. Es war ungewöhnlich, dass in einem Bauerndorf, wie es Sandhofen einst war, ein Außenlager entstanden ist. Es wurde für polnische Aufständische aus Warschau errichtet, die im Sommer 1944 verschleppt worden sind. Die Häftlinge mussten als Zwangsarbeiter im Daimler-Benz-Werk in Mannheim-Waldhof arbeiten.
Bevor das Gebäude zu einem Außenlager umfunktioniert wurde, war es eine Schule. Heute ist es wieder eine Schule – die Gustav-Wiederkehr-Schule.
In deren Kellergebäude befindet sich heute eine Gedenkstätte für die überwiegend polnischen Zwangsarbeiter, die dort inhaftiert waren. Diese Gedenkstätte gibt es schon seit dem 12.11.1990. Wir, die 9. Klassenstufe, haben dort eine Führung besucht.
Es war sowohl interessant als auch schockierend zu erfahren, unter welchen grausamen Umständen diese Menschen dort leben mussten- sie waren ständigem Hunger, der Kälte und brutaler Willkür der Wachmannschaften ausgesetzt.
Der heutige Schulhof war früher der Appellplatz, auf dem die Häftlinge mehrmals am Tag antreten mussten. Außerdem waren die Klassenzimmer früher Schlafräume, in denen bis zu 60 Häftlinge lebten. Auch erfuhren wir etwas über die damaligen Bewohner Sandhofens und wie sie mit der Situation zurecht kamen.
Wir bekamen einen Film gezeigt, den die Schüler dieser Grundschule selber gedreht hatten. Sie befragten Zeitzeugen, die in diesem Außenlager überlebt hatten und Einwohner des Dorfes, wie sie diese Zeit miterlebt hatten.

Am Mittag fuhren wir zum Ursulinen-Gymnasium zurück. Dort schauten wir uns, passend zum Thema, den Film „Schindlers Liste“ von Steven Spielberg an. Er spielt während des 2. Weltkrieges und handelt vom Industriellen Oskar Schindler, der anfangs nur des Geldes wegen Juden zu niedrigsten Löhnen in seiner Fabrik arbeiten ließ. Doch dann schaffte er es mit Mut und List 1200 Juden vor dem Tod im Konzentrationslager Auschwitz zu retten.
Dieser Film bewirkte große Betroffenheit, aber auch Interesse in unserer Klasse. Weil manche SchülerInnen mit ihren Gefühlen zum Film eventuell nicht klar kommen würden, schlug Frau Riemenschneider vor, gleich über den Film zu sprechen. Wir unterhielten uns kurz und angeregt, doch dann verschoben wir die weitere Diskussion auf den nächsten Tag.

Am Donnerstag den 05. Februar nutzen wir die erste Stunde um die Filmbesprechung fortzuführen.
Gegen neun Uhr machte sich unsere Gruppe auf den Weg zur Synagoge in Mannheim (in F3). Dort durften wir an einer weiteren Führung teilnehmen.
Uns wurde vom jüdischen Glauben berichtet und von der „Tora“ erzählt, die wir auch selbst in die Hand nehmen durften.
Heute besteht die Gemeinde aus nur noch ca. 600 Mitgliedern, erheblich weniger als vor dem Holocaust. Auch sind „Nichtjuden“ willkommen, dies wird gleich am Eingang deutlich:
„Mein Haus wird ein Haus des Gebetes für alle Völker sein.“

Nach der Führung kam eine Zeitzeugin in die Synagoge. Edith Dietz, geboren 1921 in Bad Ems, ist eine jüdische Schriftstellerin. Sie berichtete von der Zeit des Nationalsozialismus und wie sie diese miterlebt und überlebt hat.
1935 wurde Frau Dietz, aufgrund ihrer Religion, nahegelegt, ihr Gymnasium zu verlassen. In Berlin bestand sie ihren Mittlere Reife Abschluss. 1938 bis 1942 wurde sie Erzieherin in einem jüdischen Kindergarten, da das einer der wenigen Berufe war, der noch von Juden ausgeübt werden durfte.
Im Jahr 1942 war die Diskriminierung der Juden unerträglich geworden. Judenfeindliche Schilder wurden aufgehängt und Juden durften keine öffentliche Plätze, wie Kinos oder Schwimmbäder, besuchen. Außerdem musste der Judenstern gekauft und getragen werden. Frau Dietz brachte uns einen dieser Sterne mit. Er war stark verschmutzt, da sie nicht wollte, dass das grelle Gelb dieses Sternes auffiel.
In eben diesem Jahr beschloss Edith Dietz mit ihrer Schwester in die Schweiz zu flüchten, da sie diese Umstände nicht mehr aushielten.
Sie kauften sich entsprechende Mäntel unter denen die Judensterne nicht mehr zu sehen waren. Auf anderem Weg hätten sie keine Fahrkarten nach Freiburg kaufen können.
Auf ihrem Weg bis zur Schweizer Grenze wurden ihnen viele Steine in den Weg gelegt, wie zum Beispiel Zusammentreffen mit deutschen Wachleuten. Trotz dieser Hürden konnten sie schließlich in die Schweiz flüchten.
Edith Dietz kehrte 1946 nach Deutschland zurück.
„Den Nazis entronnen“, „Freiheit in Grenzen“ und „Der Kreis schließt sich“ sind Bücher, die sie geschrieben hat. Sie handeln von ihrer Reise und der Zeit nach dem Nationalsozialismus.

Alles in allem war dies ein Projekt, das uns alle sehr bewegt hat.
Sätze wie: „Wer nur ein einziges Leben rettet, rettet die ganze Welt!“ faszinierten uns und brachten uns zum weiteren Nachdenken.

Von Julia Urban und Antonia Stüber, 9a
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