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Literarisches Kabinett

Projektleiter: Fr. Saltin
Der Begriff "Literarisches Kabinett" ist gewählt in Anlehnung an den in der Kulturgeschichte feststehende Begriffe des "Literarischen Salons". Das ist die Bezeichnung für Menschen aus der Barock- bis zur Biedermeierzeit- meist aus der feinen und vornehmen Welt-, die sich im privaten Salon einer "geistreichen Dame" trafen, um literarische Aktivitäten zu entfalten. Da wir von uns nicht behaupten wollen, fein, vornehm und geistreich zu sein, nennen wir uns bescheidener "Kabinett".

Sophie de la Roche (1730- 1807)

Sophie de la Roche wird am 6.Dezember in Kaufbeuren im Allgäu geboren. In Augsburg, wohin der Vater einem Ruf an das medizinische Kollegium als Dekan gefolgt ist, verbringt sie Kindheit und Jungend. Sophie ist 18 , verlobt mit Gian Lodovico Bianconi, Leibarzt des Fürstbischofs von Augsburg, als ihre Mutter stirbt. Die Großeltern nehmen sie auf. Der Vater erzwingt die Auflösung der Verlobung. Die unglücklich protestantische Sophie will in ein Kloster eintreten. Die Familie verhindert es (1749). Sophie verliebt sich, während sie bei einem Verwandten Obhut sucht, in dessen Sohn Christoph Martin, und die beiden verloben sich heimlich am 23.08.1750, und heiraten dann am 27.12.1753. Diese Ehe ist für Sophie zugleich ein Glück für ihre schriftstellerische Begabung und spätere literarische Tätigkeit: Sie gab ihr die finanzielle und gesellschaftliche Stütze.

Zwischen 1756 und 1766 werden die Kinder Maximiliane, Fritz, Luise, Carl und Franz Wilhelm geboren. Um 1761 nimmt Sophie die Verbindung anfangs erst brieflich zu Wieland wieder auf. 1770 erscheint Sophies Roman "Geschichte des Fräuleins von Stemheim". Er wird mit Begeisterung aufgenommen und macht Sophie in der damaligen literarischen Welt berühmt. Die Haltung des Buchs entspricht dem Wesen der Autorin: sie kann ihre Hilflosigkeit dank ihres praktischen Verstands aktiv überwinden. Die Sprache ist überschwenglich sentimental. Basis dieser Begegnung ist das Gefühl: Mittels des Gefühls sollte eine Gemeinschaft gestiftet werden, der jedermann voraussetztungslos angehören konnte, sofern er nur sein Gefühl, sein besseres, inneres Sein, zu erkennen gab durch Taten, durch Worte oder durch Tränen.

Im dreizehnten Buch "Dichtung und Wahrheit", gibt Goethe ein anschauliches Bild davon, wie man sich diese "Conferenzen" im Salon Sophies vorstellen muss: "Ich wohnte diesen Vorlesungen gerne bei, indem ich dadurch in eine unbekannte Welt versetzt wurde und das Innere mancher kurz vergangenen Begebenheiten kennen lernte.." Der Darmstädter Kritiker Merck schreibt 1772 über Sophie: "Frau von La Roche ist eine Frau der größten Welt, von den nobelsten Manieren; sie spricht besser französisch als deutsch; sie setzt ihre Maske der Unempfindlichkeit auf, wie sie will. Sie spricht unendlich besser als sie schreibt." Und 1789 bemerkt er: "Sie ist und bleibt für mich das erste Ideal einer ausgebildeten Weiberseele." Sophie schreibt: "Das Magazin für Frauenzimmer und das Jahrbuch der Denkwürdige für das schöne Geschlecht - zeigen meinen Leserinnen, was teutsche Männer uns nützlich und gefällig achteten. Pomona- wird Ihnen sagen, was ich als Frau dafür halte." Vermittelt werden soll, was man zu jener Zeit wissen muss: Hausfrauenkenntnisse, Zufriedenheit und Anpassungsfähigkeit, Einfügen in die vorgegebenen Verhältnisse, pädagogisches Wissen zur besseren Erziehung der Kinder. Zauberwort für Weibliches Glück ist Harmonie in allen Lebensbereichen. Zugleich aber wird bei Sophie der Wunsch und die Forderung, ein gelehrtes Frauenzimmer zu sein, deutlich.

Als Sophie "Pomona" herausgibt, ist sie bereits 53 Jahre alt. Der Naturgeschichtsprofessor H. Sander schreibt 1782 über einen Jahre zurückliegenden Besuch in Speyer: "Wie eine Minute die in viele Stunden in ihrem Umfange hin. So ganz ohne Prätension ohne die geringste Begierde zu schimmern, zu glänzen und, was noch mehr ist, ohne mit der unglaublichen Seuche unseres Zeitalters, mit der Empfindsamkeit, wie die meisten Frauenzimmer, behaftet zu sein. Ab 1784 unternimmt Sophie selbstständig ausgedehnte Reisen (Schweiz, Frankreich, Niederlande, England). Zwar reist sie immer in Begleitung (einer Freundin, eines Sohnes), aber sie reist ohne ihren Mann, ein ungewöhnlicher und mutiger Schritt in jener Zeit. 1786 kauft die Familie La Roche ein Haus in Offenbach, wo die Autorin mehr als 20 Jahre verlebt. 1788 stirbt La Roche. Sophie widmet sich weiterhin der Schriftstellerin. Jedoch konnte sie mit ihren späteren Werken nicht mehr an den ersten Erfolg anknüpfen. Nach und nach verliert sie ihren Glauben und das Gute, dem das Schöne nachzuordnen ist. Am 18.Februar stirbt sie in Offenbach an Altersschwäche.

Elisabeth Langgässer (1899-1950)

Elisabeth Langgässer wird am 23.Februar 1899 in Alzey als Tochter eines zum Katholizismus konvertierten Juden und einer strenggläubigen Katholikin geboren. Der Vater stirbt bereits 1909. Nach seinem Tode zieht die Familie nach Darmstadt. Elisabeth besucht die Victoria-Schule und beginnt nach dem Abitur 1918 eine einjährige Ausbildung zur Volksschullehrerin. Sie unterrichtet an verschiedenen Orten unter anderen in Griesheim. In dem 1985 verfassten Manuskript \"Lateinisches Land\" zeigt sich die leidenschaftliche Verbundenheit der Katholikin mit Natur und Landschaft, insbesondere mit der rheinhessischen, die der pfälzischen Auwald- und Reblandschaft verwandt ist.

Die Grundeigenschaften eines neuen Menschen leuchten ihr auf, sie sieht Aspekte des Leben auftauchen, moralische, soziale, politische. Die früh Vaterlose sucht und findet hier den Umgang mit Männern.
Isoliert ist Elisabeth allerdings nicht. Sie führt Briefwechsel, unter anderem mit Hermann Broch, diskutiert in der Zeitschrift \"Ost und West\" mit Walter Kolbenhoff über literarische Auffassungen, hält Vorträge und reist. Sie wird Mitglied des PEN, der Darmstädter Akademie für Sprache und Dichtung und der Akademie der Wissenschaft und Literatur in Mainz. Am 25.Juli 1950 stirbt Elisabeth an der Krankheit, von der sie schon lange gezeichnet war. Im gleichen Jahr wird ihr posthum der Georg Büchner-Preis verliehen und der Roman \"Märkische Argonautenfahrt\" erscheint bei Claassen in Hamburg.

-- Inga Brodäcker & Sabrina Müller ---