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Wir dürfen nicht schweigen

Gedenken an die Deportierten in Gurs

-Unter dem Motto „Wir dürfen nicht schweigen“ besuchten wir Jugendliche und Erwachsene aus der Pfalz und Baden das ehemalige NS-Lager Camp de Gurs. Ich, Marina Schmidl aus der Kursstufe 2 des Ursulinengymnasiums, hatte als diesjährige Delegierte der Stadt Mannheim vom 23.-24. Oktober die Ehre, an der Gedenkveranstaltung teilnehmen zu dürfen.

Am 22. Oktober 1940 wurden viele Juden aus Baden und der Saarpfalz frühmorgens deportiert. Dabei durften sie nur ein Gepäckstück und ein wenig Geld mitnehmen. Es waren Gestapo- und Polizeibeamte, die unter Geheimhaltung die erste Deportation von Juden durchführten. 6500 Juden wurden an die¬sem Tag aus Baden und der Pfalz deportiert In einen engen Zug zusammen gepfercht kamen sie nach tage¬langer Reise im strömenden Regen in Gurs an. Dort standen ihre Gepäckstücke mehrere Tage bei anhaltendem Regen im Schlamm, bevor sie an die deportierten Juden zurückgegeben wurden. Kein Wunder also, dass viele Sachen verschwanden oder durchnässt waren.

Gurs ist heute ein kleiner Ort in Frankreich mit etwa 200 Einwohnern. Nicht weit weg von dem sehr idyllischen Ort, liegen die Pyrenäen. In dieses beschauliche Städtchen wurden die Mitglieder der jü¬dischen Gemeinde, Mandatsträger aus Baden und der Pfalz und etwa dreißig Jugendliche geführt. Das auch ich die Möglichkeit hatte daran Teil zu nehmen, ermöglichte mir meine ehrenamtliche Arbeit im Jugendbeirat Mannheim.

So machte ich mich am Sonntag um 5:45 Uhr schon früh auf den Weg. Um 15:30 trafen wir alle zur Gedenkveranstaltung auf dem Friedhof in Gurs ein. Hier hielten die Vertreter der verschiedenen Delegationen ihre Reden. Da auch französische Repräsentanten anwesend waren, hörten wir alle Reden sowohl auf Französisch als auch auf Deutsch. Die Reden berührten mich sehr!

Um alle etwas besser kennen zu lernen gab es nach der Gedenkveranstaltung noch einen Ehrenwein. Beim Abendessen in der mittelalterlichen Stadt Navarrenx verbreiteten die jüdischen Delegierten gute Laune mit gemeinsamen Gebeten und Gesang. Hier hatten wir Jugendlichen am Tisch die Gelegenheit, uns über die Eindrücke des Tages auszutauschen. Natürlich kam auch der politische Austausch nicht zu kurz.

Tags darauf hatten wir die Möglichkeit, ein Zeitzeugengespräch in zweiter Generation zu führen. Dabei erzählte die Mannheimerin Rita Althausen die herzberührende Geschichte ihres Vaters, welcher zu den zehn Menschen gehörte, die aus dem Lager in Gurs flüchten konnten. In dem Gespräch kristallisierte sich ganz klar ein Fazit heraus: WIR DÜRFEN NICHT SCHWEIGEN! Wir dürfen nicht vergessen, aber vor allem darf sich die Geschichte nicht wiederholen. Es ist an uns, dies zu verhindern! Jeder sollte seinen Teil beitragen, denn das zukünftige Schicksal wird von uns allen getragen und wir haben es in der Hand.

Am Mittag konnten wir das Lagergelände besuchen. Die damaligen Gebäude existieren nicht mehr, aber einiges wurde originalgetreu rekonstruiert. Mit Gedanken an die grausamen Geschichten, welche wir zuvor erzählt bekamen liefen wir im Lager umher. Und es lag trotz dieser vielen Jahre etwas in der Luft, was uns alle berührte.

Nach dem Mittagessen ging es dann auch schon wieder nach Hause und im Gepäck viele Erinnerungen und Erkenntnisse.

Marina Schmidl (KS 2)
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