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United Nations – Virtuell:

Vom 22. bis 27.03 2009 war ich zusammen mit elf weiteren Delegierten der JGW Germany - Delegation in Den Haag und habe an der Harvard World Model United Nation (WorldMUN) teilgenommen, bei der mehr als 2400 Studenten aus der ganzen Welt eine Woche lang die Vereinten Nationen (UN) und ihre Arbeit nachstellten. Es war eine aufregende, arbeitsintensive aber sehr lehrreiche Zeit, die ich noch lange in guter Erinnerung bewahren werde.

Angefangen hat alles mit der Einladung zur Deutschen Schüler Akademie (DSA) im Frühjahr letzten Jahres, damals hatte ich als erste Präferenz die Teilnahme am zweieinhalbwöchigen Kurs „It’s Your World – die Vereinten Nationen kennen lernen und mitgestalten“ angegeben. Mitte Juli fuhr ich nach Hilden, wo ich die UN sowie ihr Tätigkeits- und Aufgabenfeld kennenlernte, mich mit dem mir zugewiesenen kleinen Inselstaat Barbardos vertraut machte und mich bei der anschließenden Simulation des Wirtschafts- und Sozialrates mit der Nahrungsmittelkrise und Mikrokrediten beschäftigte.
Unsere Kursleiter, die uns nach Den Haag begleitet haben, unterbreiteten uns gegen Ende der Akademie das Angebot des gemeinnützigen Verein JGW e.V., der beinahe jedes Jahr eine Delegation, bestehend aus ehemaligen DSA-Teilnehmern zur WorldMUN schickt, an der Harvard WorldMUN teilzunehmen. So kam es, dass wir die diesjährige Delegation wurden.

Auf zwei weiteren Vorbereitungswochenenden in Frankfurt und Berlin haben wir uns dann intensiv auf die neue Herausforderung vorbereitet. Bereits im Oktober trafen wir uns in Frankfurt um die Zuständigkeit wie Doku-Beauftragte, Presse-Beauftratge, Fundrasing-Beauftragter und Head Delegate zu verteilen und unser Vorgehen, z.B. das Fundraising und die Pressearbeit sowie das Buchen von Hotels für die nächsten Monate zu planen.
Als wir nach den Weihnachtsferien erfuhren, dass wir Libyen vertreten würde, begann die arbeitsintensivste Zeit. Wie wir es aus Hilden bereits kannten gehörte zu unserer umfangreichen Vorbereitung eine intensive Länderrecherche, das Verfolgen der aktuellen Nachrichten und Pressemitteilungen, die Auseinandersetzung und Empathie in eine uns fremde und neue Kultur, d.h. in die Geschichte, Mentalität und Politik Libyens sowie das Vorbereiten und Halten von Referaten während des zweiten Vorbereitungswochenende in Berlin, das Schreiben von Positionspapieren und Reden und die Auseinandersetzung mit der thematischen Problemstellung, mit der sich unser Komitee beschäftigen würde. Abgerundet hat unsere Vorbereitungen dabei der Besuch der libyschen Botschaft während unseres zweiten Vorbereitungswochenendes in Berlin, welcher für uns eine wunderbare Möglichkeit darstellte, im Gespräch mit libyschen Diplomaten letzte Fragen zu klären und selbst zu erleben, wie Diplomaten agieren.

Als wir uns nach unserer Ankunft in Den Haag zu dritt auf den Weg zur Anmeldung machten war das Erste, das wir bei unserer Ankunft in der Innenstadt bemerkten die Menge von Menschen, die, mit orangenen MUN-Taschen versehen, die Innenstadt bevölkerten. Nach der Registrierung war es auch bald schon Zeit zum Umziehen, denn um 20.00h begann im World Forum die Opening Ceremony und nach mehreren Reden erklärte der WorldMUN General Secetary T. Kalimov die 18.Harvard World MUN offiziell für eröffnet.

Wirklich los ging es am nächsten Morgen, Montag den 23.März 2009. Um 9.00h begann die erste Sitzung des Special Poltical and Decolonization Committee (SPECPOL), in dem ich, zusammen mit meinem Partner Libyen repräsentierte und das sich im Laufe der Woche entweder mit Topic A "Refugees, Immigrants and Racism in South Africa" oder Topic B "The right to freedom of expression, opinion, and information" auseinandersetzen würde. Nachdem wir noch kurz Gelegenheit hatten erste Kontakte zu anderen Delegierten, vor allem zu möglichen späteren Bündnis- und Verhandlungspartnern zu knüpfen, eröffnete unser Chair die Sitzung. Nach einer kurzen Vorstellung des Chairs und der Dais, hörten wir zunächst eine Gastrednerin, die einen Vortrag zu Topic B hielt, darauf folgte der Roll Call. Im Roll Call ruft der Chair jeden Staat einzeln auf um seine Anwesenheit festzustellen und um den Delegierten die Chance zu geben ,anzugeben, ob der jeweilige Staat nur „present“ oder „present and voting“ ist.

Da unserem Committee zwei Themen zur Auswahl standen gingen wir zunächst in eine Debatte zur Tagesordnung über. Zu diesem Zweck hatten wir schon zuvor unseren speech on the agenda verfasst, den wir jedoch von angenommenen 60 Sekunden Redezeit auf 30 kürzen mussten. Zu unserem Glück durften wir als achte sprechen und konnten so sehr früh Libyens Standpunkt, die Notwendigkeit über Topic A zu debattieren klar machen. Obwohl es zu Beginn so ausgesehen hatte als würde sich das Committeee für Topic B entscheiden, votierte die Mehrheit am Ende für das erste Thema und so begann eine spannende Woche angefüllt mit hitzigen Diskussionen und Verhandlungen, dem Schreiben von working papers, draft resolutions und Debatten, an deren Ziel die Verabschiedung einer realistischen Resolution stand.

Obwohl wir schnell Verhandlungs- und Bündnispartner gefunden hatten und es uns gelungen war die Mehrzahl unserer Vorschläge aus unserem Positionspapier in einem working paper unterzubringen gelang es uns gegen Ende nicht unsere Stellung zu behaupten. Brachte uns der aktuelle libysche Vorsitz bei der African Union (AU) zwar einen Vorteil, so mussten wir unsere Kooperationsbereitschaft spätestens bei der Involvierung von non-governmental Organizations (NGOs) aufgeben. Für unsere Standhaftigkeit und authentische Vertretung der libyschen Politik verlieh uns die Delegation, die Equatorial Guniea vertrat am Ende spaßeshalber einen "Keep-it-up-award".

Gewundert haben wir uns manchmal über die interessanten neuen, sehr westlich geprägten politischen Richtungen, die manche Länder einschlugen weshalb wir bedauernd feststellen mussten, dass sich einige Delegationen bzw. Delegierte sehr schwer taten wirklich das Land zu repräsentieren, das sie vertraten und von ihrer eigenen, in der Regel doch sehr stark westlich demokratisch geprägten politischen Haltung wegzukommen. Dennoch bot uns die WorldMUN eine einzigartige Chance unseren Erfahrungshorizont in Sachen Diplomatie, Weltpolitik und Strategie zu erweitern, unser diplomatisches Geschick weiter auszubauen und unsere Englischkenntnisse zu verbessern und darüber hinaus neue Freundschaften in die ganze Welt zu schließen.

Das mir diese Erfahrung möglich war, verdanke ich unter anderem auch der finanziellen Unterstützung durch den Freundeskreis des Ursulinen-Gymnasiums, dem ich an dieser Stelle ganz herzlich danken möchte.

Johanna-Melissa Lukate, 12
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