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Das Märchen geht nun erst richtig los

Ball der Abiturientia

 Alles aus und vorbei? Märchen zu Ende und nun davongestöckelt? Das Motto der Abiturientia jedenfalls liest sich lapidar, mit wohl auch wehmütigem Unterton: "Grimms Märchen sind zu Ende ... wir Stöckeln davon."

Der Abiball, zu dem die 72 Abiturienten am 11. Juli nach Frankenthal eingeladen hatten, bot reichlich Anlass zurückzuschauen auf acht Jahre gemeinsame Lebenszeit am Gymnasium. Die Helden dieses Jahrgangs hatten in dieser Zeit, gleich den Helden von Grimms Märchen - derjenigen der beiden Gebrüder und Sammler aus Hessens Hanau - allerhand Proben zu bestehen, allerhand Widrigkeiten auszuhalten, um nun endlich mit dem Zeugnis über die allgemeine Hochschulreife in der Hand am Ziel ihres Auszugs aus dem Elternhaus vor zwölf Jahren anzugelangen.

Hatte Frau Grimm - vormals Schulleiterin, aus Badens Residenzstadt gebürtig - den wagemutigen Schülerinnen und Schülern vor acht Jahren die Tür geöffnet in die märchenhafte Welt des Ursulinen-Gymnasiums, so konnte ihnen nun endlich Herr Stöckl das Bestehen der Reifeprüfung zuerkennen.

Für Herrn Stöckl indes sind Grimms Märchen ganz und gar nicht zu Ende. Die Eingangsformel "Es war einmal" sei eher irreführend, zielten Märchen doch ab auf einen Kern an Wahrheiten und Botschaften, die sich besser mit einem "Was schon immer war und ist" umschreiben ließen. In diesem Sinne blickte Herr Stöckl anspielungsreich voraus auf das in eine neue Phase tretende Abenteuer, das die 72 Schülerinnen und Schüler in ihrem Leben zu meistern haben werden. "Auch Sie werden Bewährungsproben zu bestehen haben, vereinzelt wird es vielleicht auch Rückschläge geben, die Sie dann mit neuem Mut und neuer Energie nach vorne bringen. Sie werden auf dunkle und lichte Wege kommen, tiefe Schluchten und hohe Berge überwinden müssen, sei es auf der Suche nach dem Schatz des Lebens oder in Erfüllung einer besonderen Mission. Sie werden auf Ihrem Lebensweg ebenfalls konfrontiert sein mit Gut und Bös, Liebe und Hass, Reichtum und Armut, Leben und Tod." Teil dieses je persönlichen Abenteuers sei nicht zuletzt die Bewährung in Gesellschaft und Kirche, vielleicht auch der konkrete Beweis christlicher Nächstenliebe gerade dort, wo die Würde eines Menschen bedroht sein mag, sei der Einsatz für ein gelingendes Zusammenleben auf dem Boden der freiheitlichen Verfassung, die vor 70 Jahren genau in Kraft gesetzt worden war.

Herr Stöckl riet den Abiturienten, sich für ihre bevorstehenden Abenteuer mit geeignetem Schuhwerk auszustatten, nicht allein auf Stöckelschuhe zu setzen. Und vor allem: Dass sie nie die Bodenhaftung verlieren, aber getrost darauf vertrauen, dass am Ende - wie im Märchen - das Gute über das Böse siegt. Schulleiter Stöckl: "Ich wünsche Ihnen ein Happy End in Ihrem individuellen Abenteuer in Beruf, Familie, Kirche und Gesellschaft, so dass man in 100 Jahren über Ihren Jahrgang sagen kann: ,Und wenn Sie nicht gestorben sind, dann stöckeln sie noch heute."

Und so feierten die Abiturienten mit Familie, Angehörigen, Freuden, Lehrkräften in neuer Freiheit in die tiefe Nacht hinein, dessen bewusst, dass sich nun endlich nach märchenhafter Schulzeit ein neues Lebenskapitel aufschlagen wird. Etwas ging zu Ende. Das große Abenteuer steht noch aus.

Christian Botzke